Unser Autor hat schon viele Helfer für die Küche geschenkt bekommen. Praktisch war aber längst nicht alles! Welche Produkte man besser nicht verschenken sollte.
Bald ist Weihnachten. Seit Wochen schon meldet sich der kleine Teufel wieder, er dämmerte stumm im Kleinhirn dahin, die letzten elf Monate. Was schenkst du der, was dem, die erwartet dies und jenes und überhaupt, mach mal vorwärts! Ich bin nicht gut im Erfüllen von Erwartungen. Schlecht bin ich auch in vielem anderen. Aber gut bin ich darin, Geschenke für die Liebsten auszuwählen.
Was ich von so manchen (vermutlich zählen mich die auch nicht zu ihrem Liebstenkreis) nicht behaupten kann. Vor allem, wenn es um Gadgets geht, die Kochen zu etwas Erfreulicherem machen sollen, als es für viele ist. Auch bei nicht wenigen Unternehmen, die sich ein wohlwollendes Urteil über ihre kulinarischen Wunderapparate erhoffen, stehe ich offenbar auf der Gabenliste. Nur, wirklich brauchbar ist fast nichts. Von der hehren Absicht der Grosszügigen (wer möchte denn schnödes Gewinnstreben unterstellen?) bleibt meine Liste des unbrauchbaren Schreckens.
Der Zwiebelhacker
Immerhin, er tut halbwegs, was sein Name verspricht. Nur, Zwiebeln werden in solchen Geräten eher gequetscht als geschnitten. Das macht sie anfällig für Bitterkeit, und die ätherischen Öle werden auf einen Schlag freigesetzt. Nicht nur sie bringen uns damit zum Weinen. Sondern auch das Gericht, in dem sie am Ende landen. Und das sind dann keine Freudentränen.

Die Knöpflipresse
Ich erhielt meine vom Freund eines Freundes. Ich schwöre, ich hatte seine Frau nie angerührt. Darum rätsle ich heute noch, warum mich der Kerl nicht mehr unter den Lebenden, sondern verhungert wissen wollte. Denn das Teil hatte so winzige Löcher, sogar Wasser ging kaum durch. Mein Schlagbohrer rettete mich. Modell Bosch GSB-13. Bei Obi hat der 94 Prozent positive Bewertungen. Von so etwas kann die Knöpflipresse nur träumen.

Der Twister
Aus der Werkstatt der kulinarischen Übermutter der Nation, die zwar mit denselben Initialen ausgestattet ist wie das französische Sexsymbol schlechthin, aber nur mit einem Millionstel von dessen Sexappeal. Mit dem Teil soll man Zucchetti-Spaghetti oder Rüebli-Tagliatelle fabrizieren. Wo doch jedes Kind weiss, Pasta ist aus Teig und nicht aus Gemüse.

Meinen Twister bekam ich als Geschenk für einen unvergesslichen Störkocheinsatz bei einem Clan schriller Frauen. Sie lebten nach unverdrossen hochgehaltenen Idealen von weiss der Geier wem. Teils mit Männern, teils ohne Männer, teils als Männer. Ich entkam der Party mit Glück, mit nichts an als dem Twister unter dem Arm. Ausprobieren war nix, beim ersten Dreh brach die Kurbel ab.
Der Spaghetti-Messring
Wie viel Spaghetti sollen es denn sein? Nun denn, mit dem Teil habe ich endlich Gewissheit. Und jetzt, wo dieser gordische Knoten entwirrt ist, weiss ich vor allem eines: Hätte ich doch bloss auf alle Fragen, die das Leben mir (in den Weg) stellt, so zuverlässig und fehlerfrei eine Antwort.

Die Zitronenpresse von Alessi
Design darf alles. Scheinbar. Welcher Teufel den angesehenen Kreativen Philippe Starck geritten hat, als er das spinnenförmige Ding «Juicy Salif» zeichnete, ist nicht bekannt. Louise Bourgeois war bestimmt entzückt. Aber presst man darauf eine Zitrone aus, muss danach die Küche neu gestrichen werden. Selbst eine gute Freundin – deren praktische Hand ich über alles schätze – und ihr kochwütiger Sohn besitzen eine.

Angerührt wird sie nicht, schon gar nicht mit Zitronen. «In Gebrauch war sie noch nie. Sieht eben gut aus.» In einer Forschungsarbeit der Universität Bern über die Regulation psychosozialer Systeme durch architektonische und alltagsdingliche Kultur und erste Ergebnisse deskriptiver Wohnpsychologie steht folgender Satz über Besitzer dieses Teils: Offenbar wird hier wirklich gepflegt gekocht, und derjenige, der kocht, tut dies gern in einer gewissen Geordnetheit. Na dann.
Der automatische Kochlöffel
Selber rühren war gestern. Köchelt die Suppe auf dem Herd, und der Postman (oder die -woman) klingelt zweimal, geht’s zur Sache. Anstatt mit einem Arm den Tisch von allem freizufegen und mit dem anderen weiter in der Suppe rühren, kann der Tisch für den heissen Postman-Quickie ordentlich und beidhändig abgeräumt werden. Dank diesem Küchenutensil, das direkt in den Topf gesetzt wird. Auch hier ist danach Küchenrenovation angesagt. Ein guter Postman erledigt auch das.

Die doppelschneidige Mandoline
Sie verspricht einmalige Effizienz. Auch beim Zurückgleiten des Schneidgutes Fenchelscheiben hobeln, das hört sich bestechend an. Das Effiziente daran zeigte sich nach dem ersten Glide. Meine Fingerbeere fiel zusammen mit (immerhin zwei) Fenchelscheiben unten heraus. Hätte ich eine Frau und hätte sie einen Lover, dieses Gadget wäre mein Geschenk an ihn. Da könnte er sich damit gleich noch einige Dinge mehr abschneiden.

Gadgets für die Insel
- Grosses Kochmesser von Sabatier
Die französische Messerschmiede liefert seit 150 Jahren zuverlässig Spitzenqualität Und sie ist zahlbar dazu. Alle grossen, französischen Köche des letzten Jahrhunderts wurden mit Sabatier Messern gross und berühmt (und dick). Die wussten, worauf es ankommt. Langlebigkeit, perfekte Formen und Gewichtsverteilungen zwischen Klinge und Griff. Spülmaschinenfest – solange kein Holzgriff – und immer wieder neu schärf- und schleifbar. Ein Damastmesser oder ein japanisches Messer-Kunstwerk ist nice to have, aber nur wenn man wirklich ganz sicher ist, dass einem das Ding nie zu Boden fällt. Was mir immer wieder passiert, ich arbeite eben damit. Jeden Tag.
Es gibt auch Messer von bekannten Köchen. Das irritiert mich etwas. Köche sollen kochen. Und nicht Messer verkaufen.
2. Grosse Pinzette aus Edelstahl
Meine erste schnorrte ich der Sprechstundenhilfe meine Sportarztes ab, vor 40 Jahren. 30 cm lang, hochwertigste Stahl-Legierung. Damit stocherte ihr Chef in den Knien der FC Winterthur Spieler herum. Und ich dann in meinen Pfannen. Ich habe sie heute noch. zusammen mit zwei zusätzlichen. Damit ich auch immer jederzeit eine zur Hand habe. Sie sind unersetzlich. Zum Wenden von Bratgut, um 1 Spaghetti aus dem Wasser zu fischen, um im heissen Ofen den Gargrad von Kuchen zu checken. Für Operationen verwende ich sie selten. Weil ich selten operiere.
3. Digitales Thermometer
Vergesst die analogen Rundinstrumente zum einstecken. Deren Zuverlässigkeit in Sachen Anzeige ist ein Witz. Meines hat einen zugespitzen Fühler und ist superschnell. Was wichtig ist. Man muss innerhalb Sekunden wissen, wie heiss es im Fleisch oder das Öl im Frittiertopf ist. Es heisst Thermapen und kommt aus England, von der Firma Electronic Temperature Instruments Ltd. Da weisst du gleich, die machen nichts anderes. Ich liebe Fokussierung. Bei Gadgets erst recht.
4. Mandoline, Eisenpfanne und grosse Salatschleuder von Manufaktum
Ich weiss, Manufaktum schrammt knapp unter der Wucher-Limite vorbei. Aber einige gute Dinge haben sie. Und sobald ich endlich herausfinde, wer sie herstellt, werden wir sie ins homemade Sortiment aufnehmen. Alle drei extra schwere Qualität, und unzerstörbar. Die kaufst alle einmal im Leben. Das mag ich. Man heiratet ja auch nicht zweimal.
5. Thermomix (1. Generation)
Ich weiss, wer ihn nicht hat, hat keine Chance mehr, sich den zu krallen. Mittlerweile gibts nur die Geräte der 3. Generation. Vermutlich dasselbe Innenleben, aber mit einem riesigen, grässlichen Display. Damit kann sich die Hausfrau/Hausmann/Haus-was-es-sonst-noch-auf-zwei-Beinen-gibt Millionen von Rezepten in das Ding laden. Auf der Insel hat es aber vermutlich kein Wifi. Darum bin ich glücklich mit meinem alten Teil. Ich brauche ihn fast nur zum Mixen/Blenden, von Gemüse, Suppen, Kräuteröle etc. Denn es gibt keinen besseren Mixer als ihn. Und zum Zabaglione aufschwingen ist er auch genial. Wem schon der Arm fast abgefallen ist, mit dem Schwingbesen daran, beim Rühren über dem heissen Wasser, der weiss, was ich meine.