Richard Kägi

Über

Einen grossen Riecher sagt man ihm nach. Den hat er. Doch für jemand wie Richi Kägi ist das eine viel zu eindimensionale Beschreibung. Seit über 30 Jahren reist der Foodscout – zuerst für Globus Delicatessa, jetzt auf eigene Faust – auf der handverlesenen Suche nach Küchen-Preziosen durch die Welt. Immer mit dabei: der neugierige Entdeckerblick, der Sinn fürs Ausser- und Ungewöhnliche und eine offene Art, mit der sich so manch sonst verschlossene Türe öffnet. Edel ist für ihn auch eine Kartoffel – wenn es denn die Richtige ist. Er bewegt sich selbstverständlich zwischen traditionellen Küchen und den neuesten Food-Trends.

Und die Kochbücher seiner Sammlung kann er schon gar nicht mehr zählen. Richard Kägis Kochkünste sind schon fast legendär, als Autor publiziert er regelmässig Kolumnen und er ist Verfasser hunderter Rezepte. Im November 2020 erschien sein erstes, eigenes Kochbuch, ,Kägi kocht›.

Christian Seiler, Autor, Verleger und Food-Kolumnist beim Tagi-Magi, sagt über ihn und sein Buch folgendes:

»Ich dachte immer, dass ich den idealen Beruf gefunden habe. Essen, trinken, reisen, darüber schreiben, und immer wieder ruft dich wer an, um dir ein Zugticket nach Basel oder Bern zu bezahlen.

Aber dann lernte ich Richi Kägi kennen. Essen, trinken und reisen, ja, dafür interessierte er sich auch. Aber er gab sich nicht mit dem Hinterhof unserer Gewissheiten zufrieden. Er reiste ans Ende der Welt und zurück – Südafrika, Australien, die Antillen, manchmal musste ich auf Google Maps nachschauen, wo sich der Kerl schon wieder herumtrieb – um Dinge zu finden, die auf unserer kulinarischen Landkarte nicht vertreten sind. Noch nicht. Denn er ging sie suchen und er fand sie.

Seine Berufsbezeichnung lautete Foodscout. Als ich den Begriff zum ersten Mal hörte, mutmaßte ich etwas hilflos, was damit gemeint sein könnte, aber dann begriff ich: Herr Kägi wird um die Welt geschickt, um Köstliches, Abseitiges und Unerhörtes aufzuspüren, damit es anschließend über den Umweg blank polierter Delikatessladenregale auch dem von Weltläufigkeit unbeleckten Publikum zur Verfügung gestellt werden kann. Mir zum Beispiel.

Als ich meine eigene Food-Kolumne zu schreiben begann, war Richi Kägi für mich eine jener Autoritäten, die ich kontaktierte, wenn ich irgendwas nicht wusste (und ich wusste eine ganze Menge nicht). Ich bekam am Telefon oder bei flüchtigen Begegnungen in Innenstadtcafés Auskunft über die richtige Verwertung von Steinbuttketten genauso wie Hinweise auf von Nonnenhand gepflückten Bergtee aus so weit entfernten Schweizer Tälern, dass sich seit Jahren kein Postbus mehr dorthin gewagt hat. Ich durfte an Kolloquien über die Produktions- und Funktionsweise (Feuer!) von Piment d’Espelette teilnehmen und analysierte mit dem Meister alle Spektralfarben von Senf. Ich muss bekennen: Die Kompetenz, die ich meinen Leserinnen und Lesern suggerierte, war zu einem guten Teil ausgeborgt.

Wenn ich dieses Buch durchblättere, dann entdecke ich auf jeder Seite, was mir an Richi Kägi lieb ist: die tiefe Bekanntschaft zu den Lebensmitteln, mit denen er umgeht; das außerordentliche Fingerspitzengefühl, mit dem er sie in Speisen verwandelt; die prägende kulinarische Fantasie, für die man viele Tage lang im Flugzeug gesessen sein muss; die völlige Abwesenheit von diversen, limitierenden Nahrungsmitteldogmen, die unseren Mann daran hindern würden, an seinem Herd etwas anzustellen, was die richtige Statur hat – und schmeckt.

Dieses Buch ist also nicht irgendein Kochbuch, es ist ein Destillat. Es fasst zusammen, was ein Mensch erlebt hat, der mindestens sieben Leben gelebt hat. Als gelernter Maschinenmechaniker. Als Nachtclub-Betreiber. Als Weinhändler. Als neugieriger Reisender. Als abgeklärter Kulinariker. Als bekennender Epikuräer. Als emphatischer Candide. Als beseelter Erzähler – und schließlich als einer, der eins und eins zusammenzählen kann. Und eins. Und eins und eins. Und dann noch einmal.«

Viktor Giacobbo, Komiker, Gründer und Verwaltungsratspräsident des Casinotheaters Winterthur, isst seit 40 Jahren an Kägi’s Tisch. Er sagt:

»Richi hat ein paar schwere Handicaps – er kocht die Pasta mit zu wenig Wasser, er hat nie kaltes Bier im Haus und er kredenzt mir seine leckere Tarte Tatin zu selten. Lass ich mir alles gefallen, denn mit zunehmendem Alter gleicht er Bruce Willis und solange ›Die Hard‹ nur für den Tintenfisch (den ich nicht esse!) gilt, wird er mich als Gast und Freund nicht so schnell los.« 

Jost auf der Maur, Journalist, der 2005 in einem Artikel in der Nzz am Sonntag über Kägi den Begriff ‹Foodscout› erfand, erzählt:

Der Agent des guten Geschmacks

»An einem heiteren Tag im November 2005 fuhr ich nach Winterthur und läutete bei Richard Kägi. Ich wünschte ihn ein bisschen kennenzulernen, diesen Korsaren, der im Auftrag eines unverschämt verwöhnten und oft auch kundigen Publikums über die sieben Weltmeere kreuzte auf der Jagd nach dem Besten. Seine Aufgabe faszinierte, klar. Während in den freudlosen Grossraumbüros mit den angelsächsischen Arbeitszeiten die Menschen von einem anderen Leben träumen, erschien Kägi als eine romantische Figur – wie einst jene Botaniker im 19. Jahrhundert, die auf fernen Kontinenten nach attraktiven Pflanzen suchten für die Parkanlagen ihrer Klientel: Kägi, der Agent abenteuerlicher Geschmäcker mit der Lizenz zum Einkauf. Ich kannte niemanden, der ihn nicht bewunderte oder gar beneidete. Nun also sass ich an jenem Vormittag in seiner gemütlichen Küche in Winterthur, und während er erzählte, begann er mit der Zubereitung des Mittagessens. Was er sagte, habe ich aufgeschrieben. Aber ebenso sehr galt meine Aufmerksamkeit dem Mann am Rüsttisch, seinen sparsamen Bewegungen, seiner Schnelligkeit. Mit der Präzision eines Schweizer Maschinenmechanikers, der er in einem anderen Leben ja auch war, schälte und zerteilte Kägi eine saftige Birne für den Dessert, eine Tarte Tatin. Die malaysische Suppe entstand aus seiner selbstgemachten Laksa-Paste, und in der Küche breitete sich der Duft exotischer Schönheiten aus. In Butter wurden makellose Steinpilze gewendet, der Zwischengang. In einem Kochtopf glacierte Kägi die letzten, tiefroten Datteltomaten des Jahres in Olivenöl mit Prezzemolo. Sie begleiteten später das Filet eines Sankt Petersfischs. Wir tranken einen unvergesslichen Schaumwein aus dem Haus Lasalle, bernsteinfarben, Jahrgang 1983, mit einem leisen Geruch nach Brot. Ja, die Güte des Menüs schien eine logische Folge der grossen Leichtigkeit, mit der Kägi hantiert hatte. Kochen ist etwas sehr Intimes, im besten Fall etwas Erotisches – der Mensch in seiner Passion wird erkennbar: Kägi eben.«

Tanja Grandits, Sterneköchin im Stucki in Basel, sagt:

»Richi ist ein Weltreisender des guten Geschmacks. Ein unermüdlicher Forscher auf dem Gebiet der Aromen. Ich habe großen Respekt für seine Arbeit und freue mich sehr, dass er jetzt sein Wissen mit uns teilt.«

Nun lädt Richi Kägi auch mit seinem neuen Blog zu exklusiven Einblicken in sein faszinierendes Foodscout-Leben.

Dokumentation

Mooris zu Gast bei Freunden

SRF DOK Der erste Foodscout der Schweiz

Kägi kocht – SRF 10 vor 10 zu Gast beim Foodscout