Der Schwarzwald – reich an Romantik Hotels – nimmt mich nach meiner Weiterfahrt vom Hotel Spielweg wieder auf der Stelle gefangen. Es sind nicht nur die dannzumal wolkenverhangenen Hügel (der Schweizer tut sich etwas schwer, hier von Bergen zu reden) an denen sich die Strassen hochschlängeln wie der Efeu an den jahrhundertealten Bäumen links und rechts davon. Vor allem die Stille und Abgeschiedenheit hier fasziniert. Die Fahrt über einige Pässchen, an den sehenswürdigen Fahler- und Todtnauer Wasserfällen vorbei, und schon öffnet sich das Tal zum pittoresken Schluchsee. Ursprünglich als Stausee konzipiert – für die Stromerzeugung ist er immer noch da – ist der langgezogene See mittlerweile ein Anziehungspunkt für Wassersportler, Angler und Schwimmer. Sogar grössere Ausflugsschiffe sah ich über den See schippern. Mein Ziel und Zweck der Fahrt war aber ein ganz anderer. Gegen Ende des Sees, am Rande der Ortschaft Schluchsee, liegt das Boutique Hotel Mühle.
Ein junges Team um Hoteldirektor Marius Tröndle hat das 1603 als Getreidemühle für das Kloster St. Blasien erbaute, stattliche Haus in eine Wohlfühl-Oase verwandelt. Tröndle ist Japanfan, das verrät der schlichte, minimalistische Stil. Sorgfältig wurden die historischen Zeugnisse im Innern betont, wie die extrem tiefen Decken in der Lounge und Frühstücksraum. Die Begrüssung könnte herzlicher nicht sein, es wird sofort das kameradschaftliche Du angeboten, was mir als kosmopolitischer Freigeist sehr entgegen kommt. Für den Anmeldevorgang werde ich in die mit viel Geschmack eingerichtete Lounge gebeten, ein Glas Riesling-Sekt hilft beim Papierkram. Die zehn Zimmer verteilen sich über drei Stockwerke, wobei Zimmer nicht das richtige Wort ist, für meine Schlafstatt. Eher Appartment, mit Vorraum, darin zwei Sofas, grossem Bad, und was ich sehr schätze, eine separate Toilette. Abgeschrägte Decken und Wände verstärken den cozy Charakter, ich weiss, hier werde ich gut schlafen.
Im Gespräch mit der Leiterin des Hotels wird mir rasch klar, weshalb dieses eigentlich klassische Wochenend-Hotel auch unter der Woche praktisch ständig ausgebucht ist. Die Küchencrew um Headchef Niclas Nussbaumer erhielt für ihre Leistungen einen Michelin Stern. Da freue ich mich gerade noch mehr auf mein Dinner! Zuerst vertrödle ich aber den Nachmittag in der Sauna und lese mich danach in der Lounge bei einem weiteren Glas Wein durch die umfangreiche, kulinarische Literatur, die dort aufliegt.
Der Abend im gerade zwanzig Plätze grossen fine dining Restaurant fängt grossartig an: Mit wunderbaren Gillardeau-Austern mit Wasabi, einem Zander ,Sandwich’ und einem Auberginen Tartelette mit Belper Knolle als Amuse Bouche, starte ich in den äusserst kreativ zusammengestellten Siebengänger. Zu jedem Gang erhalte ich ein passendes Glas Wein, der Sommelier stellt mir vor allem deutsche Weine vor und darüber war ich mehr als glücklich, eine stupende Auswahl! Gemüse und Fisch dominierten die ersten fünf Gänge, besonders gut in Erinnerung blieben mir rohe Jakobsmuschel mit Kopfsalat und der Zander, kombiniert mit Kalbskopf mit Yuzu Koshu.
Beim Hauptgang griff der noch nicht dreissigjährige Küchenchef Nussbaumer wieder auf die Region zurück. Perfekt gebratenes Entrecôte von einer Schwarzwaldfärse und Pilze aus den Wäldern. Käse eines lokalen Affineurs und ein köstliches Rhabarber-Dessert rundeten mein Festmahl ab.
Nach solch einem Essen ist es leicht, den Schlaf zu finden, das äusserst bequeme Bett entliess mich auch erst wieder am späten Morgen. Das Frühstück wird aber bis kurz vor Mittag serviert, das erleichtert doch das Bummeln beim Aufstehen.
Direktor Marius Tröndle ist schon mitseinem nächsten Projekt beschäftigt. Unten, direkt am Schluchsee, baut er das Auerhahn-Hotel zum neuen Hotspot aus. Ein. Gasthaus mit 64 Zimmern, Wellness, sowie Gourmet- wie auch Ausflugsrestaurants und im hoteleigenen Shop sollen dereinst hausgemachte, trendige Produkte wie Gin und Wurstwaren verkauft werden. Mangelnde Energie ist dem 29-jährigen weiss Gott nicht vorzuwerfen! Sein Traum: Den Schluchsee als touristischen und vor allem auch als kulinarischen Sehnsuchtsort neu zu lancieren. Ich zweifle nach meinem Besuch in der Mühle keine Sekunde daran!