Unser Kolumnist schrieb diesen Text am Muttertag. Und wünschte sich dabei nicht nur das Ende von Tankstellen-Alibi-Blumensträussen. Schluss muss auch damit sein, dass es wenig braucht, um als schlechte Mutter und ,Hausfrau’ dazustehen, aber noch viel weniger, um als toller Vater, Ehemann und Koch zu gelten.
Eine Schlagzeile, die ins Auge sprang. Sie lautete nicht genau so. Hausfrauen stand nämlich da, nicht Macker. Darunter der Report über ein vielbeachtetes Bundesgerichtsurteil. Geschiedene Frauen können Unterhaltsansprüche, die ihnen den bisherigen Lebensstandard garantieren, künftig vergessen. Wobei, was bedeutet Hausfrau? Frauen, die ein Haus bewohnen? Die zuhause eingesperrt sind? Frauen, die das Zuhause in ,Ordnung’ halten? Bis vor kurzem war es auch eine Berufsbezeichnung. Einfach eine ohne Lohn. Gang und gäbe war es, dass nicht anderweitig schuftende Frauen sich auf Formularen/Fragebögen als genau das bezeichneten. Es war mir immer ein Rätsel. Die allermeisten hatten doch einen Beruf erlernt oder gar studiert.
Zurück zum Urteil. Mein viriles Gerechtigkeitsgefühl – aber auch der Feminist, der mir innewohnt – sagt, höchste Zeit, weg mit dem alten Zopf. Doch so einfach ist es nicht. Frauen, die sich jetzt, ob mit oder ohne schulpflichtige Kinder, scheiden lassen – womöglich nach vielen Jahren Teilzeit arbeiten, weil die traditionelle Rollenverteilung es nicht anders zuliess – kommen möglicherweise in die finanzielle Bredouille. Wie auch immer man diesen Richterspruch beurteilt, eines ist klar: Das ,nur’ Mutter/Hausfraumodell ist Vergangenheit. Vom Ex durchfüttern lassen, bis die Kids ausfliegen, das war damals. Und damals ist vorbei.
Bloss nicht kochen!
Die Ernte dieser Entwicklung fährt die Nuller Generation ein. Die jungen Frauen heute, für sie ist der Wink mit dem Richterhammer obsolet. Lernen sie Jungs – sollte es für mehr als guten Sex und Gespräche sein – kennen, wird nicht mehr zuerst Status, Beruf, Familie ausgecheckt. Nein, seine Einstellung zur gemeinsamen Umschiffung dessen, was das Leben alles an Klippen und Untiefen für eine Beziehung in den Weg stellt. Ein Ort, den ewiggestrige Dudes meiden wie der Teufel das Weihwasser, eignet sich besonders als Testfeld. Die Küche. Die Ausreden von früher, die ziehen nicht mehr. Wird das Zusammenleben und was es dazu braucht, hälftig aufgeteilt, gilt das nicht nur für Geld verdienen, Kids betreuen, putzen, waschen. Zu oft höre ich von Hausfrauen-Männern, doch, sie kochen. Aber nur wenn Gäste kommen. Da kann kein Aufwand zu gross, keine Zutat oder Gadget zu teuer, keine Sauerei in der Küche (welche dann die Frau noch tagelang aufräumt) schlimmer sein. Der Macker holt sich auch noch die Lorbeeren ab und sonnt sich als Möchtegern-Frauenversteher und Hausmann. Auch das Steinzeit-Narrativ mancher Machos verfängt bei den Jungen nicht mehr. «Kochen nein, aber ich grilliere das Fleisch!» Wie anno bei den Höhlenbewohnern schleppen diese Kerle mächtige Fleischberge heim und werfen sie auf glühende Kohlen. Und sich selber später am Abend auf die Frau. Natürlich verraucht und nicht mehr nüchtern. Zum harten Kerl am Grill gehört schliesslich viel Bier.
Ihr Chauvis dieser Couleur, ihr seid ein Auslaufmodell! Meine Hoffnungen liegen auf den feministisch motivierten Massstäben der jungen Generation Frauen. Und deren Kids. Der Sohn einer guten Freundin kocht mich mit seinen 14 Jahren fast schon an die Wand. Über eine Pastamaschine und persönlicher delicatessa-Führung freute er sich mehr als über sein neues Skateboard.
Meine israelische Freundin schüttelt nur den Kopf über das Mackertum bei uns. «Wann merken die Männer bei euch endlich, dass nur eine Frau, die jederzeit auch gehen kann, die glücklichere ist? Die unter keinem Bleibzwang ihre Lebens- und Liebeslust verliert! Bei uns finden Frauen in der Arbeitswelt statt, so selbstverständlich wie Männer. Frauen sind bei uns auf Augenhöhe mit ihnen, in wirklich jeder Beziehung. Es ist uns darum viel leichter möglich, Ehegefängnisse hinter uns zu lassen. Unser Betreuungssystem für Kinder ist derartig strukturiert, dass Frauen selbstverständlich arbeiten gehen können». Verhältnisse, die uns träumen lassen hier. Und die so neu nicht sind. Kurz vor dem Mauerfall lag in der DDR die Frauenerwerbsquote bei über 90 Prozent. Ja, sie mussten trotzdem noch den Haushalt erledigen. Ihre finanzielle Unabhängigkeit resultierte dafür in einer so hohen Scheidungsquote, die ihresgleichen suchte. Während sich hier die Frauen lieber verbiegen, als ihre Macker endlich in die Wüste zu schicken.
Doch ich bin zuversichtlich. Die heranwachsende Generation benötigt keine Hilfe mehr von Gerichtsurteilen. Wer seinen Mann nicht steht, bei allem, was echte Partnerschaft erfordert, hat verloren. Für diejenigen, die es lernen wollen: Ich zeige gerne, wie alltagstauglich kochen geht, wie die Spülmaschine korrekt eingeräumt wird und beim Wäsche waschen die Feuerwehr nicht aufgeboten werden muss.
Richard Kägi ist Foodscout und Autor. Er kocht gerne mit und für Frauen. Rezepte in seinem Kochbuch ,Kägi kocht’ oder auf richardkaegi.ch