Die Chance, den Zürcher Gastro-Mini-Tycoon Michel Péclard in einem seiner etwa fünfzehn Restaurants anzutreffen, ist durchaus reell. Als Vollblut-Gastronom lebt er seine Berufung, seine Beizen sind seine Wohnzimmer. Hingegen ist die Wahrscheinlichkeit, einen Blick auf Schauspieler Robert de Niro (Taxi Driver, Der Pate, Heat) in einem seiner Nobu Restaurants oder Hotels zu erhaschen, ungleich geringer. Der Mann hat viel zu tun.
Ich sitze gerade mit Freunden im Nobu Capetown und lasse mir New Style Sashimi und Grade 5A Wagyu auftischen. Wie fast alle der Lokale – in denen Japan/Fusion Gerichte aufgetischt werden – ist auch dieses in einem Luxushotel untergebracht. Ein Königreich für Synergien! Hier profitiert das One&Only Resort an der berühmten Waterfront vom prestigeträchtigen Namen Nobu. Und umgekehrt natürlich auch. Dass Schauspieler sich als Aushängeschilder für Restaurantketten andienen, ist an sich nichts Aussergewöhnliches. Arnie Schwarzenegger, Sylvester Stallone und Bruce Willis mit ihrem Planet Hollywood (fuhren das Konzept nach anfänglichem Erfolg grandios an die Wand). Sandra Bullock versuchte es (Bäckerei/Café Waltons), der Fussballer Lukas Podolski mag es brachialer und wurde Namensgeber einer Dönerkette (Mangal Döner) und Till Schweiger lockt seine Fans mit dem Bolognese-Rezept seiner Grossmutter in seine Barefoot Delis. Sogar Schweizer Cervelats-Promis wagten es immer wieder, allesamt scheiterten sie, und landeten im Abgrund des Vergessens. Hätte es damals Bumann, den Restaurant-Tester, schon gegeben, sie alle wären seine Lieblingskunden geworden. Wenn weder Stimme oder Acting, noch die Rösti, Crèpes und dazu offeriertes Yoga in Erinnerung bleiben, hat der Berufsberater keinen guten Job gemacht.
Nicht so de Niro. Der japanische Koch Nobu Matsuhisa, der 1988 in Los Angeles ein gleichnamiges Restaurant eröffnete, begrüsste de Niro bald mal als Regular, als zufriedener Stammgast. Der – begeistert von Matsuhisa’s Japan-Fusionsküche, lud ihn zu sich nach New York ein und zeigte ihm ein heruntergekommenes Gebäude im damals eher schäbigen Tribeca-Viertel. «Hier eröffnen wir zusammen ein Restaurant. Ich bringe die Investoren, Du kochst, und mein Büro hat auch noch irgendwo Platz.» Der Japaner hatte Bedenken, 7 Flugstunden von seiner Stammküche entfernt, die erforderliche Qualität liefern zu können, und sagte nein. De Niro eröffnete mit Gastronom Drew Nieporent seine Beiz trotzdem, unter dem Namen Tribeca Grill, sehr rasch eine der angesagtesten Adressen im Big Apple. Und der Hollywood-Star liess nicht locker. Vier Jahre später hatte er Matsuhisa soweit. Unweit de Niros Wohnung eröffnete das erste Nobu, Investor Meir Teper komplettierte die kulinarische Viererbande. Matsuhisa verdächtigt de Niro bis heute, anfangs nicht daran gedacht zu haben, Nobu gross zu machen, sondern einfach einen Steinwurf weg von seiner Wohnungstür seine Lieblingsgerichte essen…
Diese werden angeführt vom ikonischen Black Cod mit Miso, ein schneeweisses Stück Tiefsee-Dorsch, der drei Tage in einer Miso-Sake-Mirin-Marinade aromatisiert und dann gegrillt wird. Dann das Toro Tatar mit Kaviar, fetter, roher Tunabauch. Oder das Rockshrimp-Tempura, frittierte Shrimps an einer Wasabi-Mayo. Die Gerichte sind unkompliziert, wohl einer der Erfolgspfeiler, denn so kann die Qualität in den mittlerweile etwa 60 Nobu Restaurants weltweit konstant hochgehalten werden. Auch ohne dass Chef Matsuhisa immer überall selber am Herd steht. Genauso legendär ist das Wagyu-Toban Yaki, die Softshell-Crabs oder auch der Hokusetsu-Sake, die Brauerei gehört mittlerweile genauso zum Nobu-Imperium wie die rund 15 Luxushotels gleichen Namens, alle an Orten, wo Sonne, Ruhm und Geld die entsprechende Klientel anziehen, welche sich diese Betten und das dazugehörende Essen auch leisten können. So auch im Badrutt’s Palace in St. Moritz.
Als ich mir Ende der Neunziger Jahre das erste Mal im New Yorker Nobu den Black Cod schmecken liess (damals für noch harte $45), ging noch das Gerücht um, man müsse sich nur laut und heftig beschweren, dann tauche de Niro persönlich auf, um nach dem Rechten zu sehen. Ich wurde beinahe rausgeschmissen, de Niro sah ich trotzdem nicht.
Die Erfolgsgeschichte geht weiter, 2015 kaufte sich ein australischer Investor mit $100 Mio einen 20% Anteil des global tätigen Unternehmens. Mehr Nobu sind in Planung, Restaurants wie Hotels. Die Chance, Robert de Niro persönlich darin anzutreffen, sinkt also weiter. Da bleibt nur eines: Einmal mehr Fisch-Chnusperli im Fischers Fritz und Michel Péclard die Hand schütteln.