Draussen erschlägt einem die flirrende Hitze, hier drinnen herrscht Wohlfühltemperatur. Im Tasting-Room von Boekenhoutskloef, laut Weinguru Robert Parker das beste Weingut Südafrikas, erklärt mir Besitzer und Winemaker Marc Kent seine Weine. Natürlich belassen wir es nicht bei der Theorie und verkosten sämtliche seiner grossartigen Cuvees. Seit Jahren schaue ich jedes Jahr bei Marc vorbei, freue mich auf seine Gastfreundschaft, auf seine fantastischen Steaks und Ribs von seinem selbstgebastelten Grill, der eher einer Hebebühne gleicht. Und natürlich auf seinen Humor, so einzigartig wie seine Weine.
Diesmal bleibt es nicht bei seinen noblen Semillons und grossartigen Shiraz, die rund um sein Weingut ausserhalb von Frantschoek wachsen. „Probier den hier, was hälst du davon?“ Vor einigen Jahren kauften Kent und einige seiner Freunde erstklassiges Terroir im Languedoc, bewachsen mit teilweise uralten Reben. Die Domaine Gayda wurde umfassend modernisiert, neue Reben dazu gepflanzt und seither wird erfolgreich das Wein-Wissen der neuen Welt mit der Tradition und dem Terroir des Languedoc zu eigenständigen, hervorragenden Weinen verwoben. Ich probiere verschiedene Jahrgänge des Chef d’Ouevre von Gayda, ein rotes Kraftpaket namens Chemin de Moscou. „Wir wollten nicht einfach einen Klon unserer südafrikanischen Weine keltern. Von denen gibt es ja schon genug!“ Marc redet sich in Begeisterung. „Das Mikroklima auf Gayda ist ähnlich wie im Talkessel von Frantschoek, aber mit kühleren Nächten und weniger Niederschlägen. Dadurch gelingt es uns, Weine mit grosser Eleganz zu erzeugen, ohne dass sie ihre Herkunft verleugnen müssen. Hier werden seit jeher starke Tropfen gekeltert, oft alkoholisch oder unharmonisch. Unser Chemin de Moscou erinnert eher an einen Cote Rotie aus den nördlichen Rhonetal“. Was ich mit grossem Vergnügen bestätigte. Selten zuvor hat mich ein Rotwein aus dieser Appellation so begeistert. Ein Duft nach schwarzen Beeren, Veilchen, Tabak und feinstem Hermes-Sattelleder, unterlegt mit zartem Toastgeruch. Im Mund dann diese würzige Eleganz, gepaart mit nobler Fruchtigkeit, unterlegt mit einem reifen Taningerüst, das den Wein schon jetzt zum Genuss macht, aber auch noch grosses Potential für die nächsten Jahre verspricht. Kurzum, ein für diesen Preis aussergewöhnlich gelungener Wein.
Auf meine Bemerkung über den befremdlichen Namen seiner neuen Kreation lacht der begnadete Weinmacher. „Nach dem Riesenerfolg mit meinem Chocolate Block musste ein ähnlich prägnanter Name her. Wir haben uns die alten Katasterpläne der Rebberge von Gayda genau angeschaut. ‚Moscou‘ ist die Bezeichnung der Parzellen des Weinguts im amtlichen Grundstückverzeichnis, und auch die Strasse, die vom Weinberg zum Weinkeller führt, trägt diesen Namen. Die Herkunft des Namens hängt mit einem Baum zusammen, der früher dort stand, wo wir heute unsere Reben ziehen. Dieser wurde seinerzeit «Moskau-Baum» genannt und diente verirrten Flugzeugpiloten als Orientierungspunkt. Später wurde er zu einem Treffpunkt für die Leute aus der Umgebung. Während eines Unwetters wurde er jedoch vom Blitz getroffen und musste gefällt werden. Ihm zu Ehren trägt diese Cuvée seinen Namen. Und ja, nach Moskau verkaufen wir ihn auch schon“!
Zum Weingut gehören auch ein Hotel, ein exzellentes Restaurant und eine Weinschule. Dort weiht der Master of Wine Matthew Stubbs interessierte Besucher in die Geheimnisse der Domaine Gayda und ihrer Weine ein.
Diesen grossartigen Wein gibt es hier: